Problemorientierte Fantasyliteratur

Alles frisch von der Leber talken, Hauptsache es ist Fantasy, Science-Fiction, Horror oder Du glaubst, es wäre welches.
Wiesenirja
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Re: Problemorientierte Fantasyliteratur

Beitrag von Wiesenirja » Mi 20. Mai 2015, 16:21

Hallo zusammen,
Hexodus hat geschrieben:Denn Problemorientierung ist eher etwas das in der Fantasy meiner Meinung nach vermieden wird ... indem Probleme behandelt werden die im Alltag gar nicht erst vorkommen: ein Königreich muss gerettet werden, eine Drache erschlagen, böse Magie gebannt werden etc. Es sind eben fantastische, nicht alltägliche Probleme.
Greift das nicht ein bisschen arg kurz? – Meiner Meinung nach finden "Probleme" in (guter) Fantasy auf anderer als der realweltlichen 1:1-Ebene statt. Zum Beispiel: Sich durchboxen, ethische Zwickmühlen, Außenseiter muss sich beweisen etc. Wenn dabei mal wieder ein Königreich gerettet werden muss, naja, gähn, aber letztendlich kommt es ja aufs Wie der Schilderung und die Lebendigkeit der Charaktere & Handlung an und eben auf die Behandlung des Problems/Themas.

Eine andere Sache ist das Problem, dass Du "Alltags-Fantasy" schon deshalb nicht finden wirst, weil "sich das nicht verkauft". – Aber da verlassen wir diesen Thread …

LG
Irja.
Mehr zu meinem Vampir-Roman, meinem Garten und mir findet ihr auf meiner Lesewiese
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Meine Online-Serie zum Schmökern: »Die Abenteuer des Grimo Steinklaue« <http://grimosteinklaue.wordpress.com/>

flavius
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Re: Problemorientierte Fantasyliteratur

Beitrag von flavius » Mi 20. Mai 2015, 18:06

Solange es um zwischenmenschliche Beziehungen geht (und die finden sich in SF, Fantasy, Krimi, Horror, Liebesschmonzetten, ...),
geht es auch um alltägliche Probleme. Nur mit dem Unterschied, dass die (in der Regel) nicht den Schwerpunkt der Handlung ausma-
chen. Von daher stimme ich dir auch zu und nicht unserem Cheffe. :D
"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

minkey
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Re: Problemorientierte Fantasyliteratur

Beitrag von minkey » Mi 20. Mai 2015, 22:49

Es ist ja auch etwas kurz gegriffen nur die vordergründige Handlung zu betrachten.
Mir fällt jetzt spontan Homunkulus ein:
Vordergründig eine kampfbetonte Actionstory in einem Fantasy-Setting bei der es darum geht einen Kampfhomunkulus zu finden und unschädlich zu machen.

Schaut man hinter die Kulissen ist es eine Diskussion um Geschlechterrollen, Karriere in Konzernhierarchien, die Abwägung fremder und eigener Ziele in unserer heutigen, schnelllebigen, auf maximale Effizienz und Produktivität getrimmten Welt. Kampf/Action ist dabei als Metapher für eben genau dieses sich selbst aufgeben für eine Karriere in einer Konzernhierarchie gar nicht mal eine schlechte Metapher und in Homunkulus klasse umgesetzt. Das kann man komplett übersehen, dann ist es halt 'nur' eine Fantasygeschichte, die nichts mit unserer heutigen Welt und ihren Problemen zu tun hat. Und bei vielen Fantasysachen ist das sicherlich auch so. Aber das Medium Fantasy eignet sich da ganz sicher nicht weniger, als andere Medien.

In meiner Rezension dazu hatte ich diesen Ausschnitt zitiert, um es ein bisschen zu verdeutlichen:
Homunkulus hat geschrieben:Aus dem Kutschenfenster heraus versuchte sie, einen Blick auf die Außenfront von Kylar Banátrass Amtszimmer zu erhaschen, dort in den mittleren Stockwerken des höchsten Turmes. Auffällig genug war es ja mit dem Panoramafenster, das ihr neuer Hauptmann dort hatte einbauen lassen. Sie sah kurz die bleiche Wolkendecke gespiegelt auf dem von außen undurchsichtigen Reflex-Diaphanumglas, ein Streifen von Himmel in dem alten Mauerwerk, der sich über die ganze Ecke des Turmes hinzog. Teurer Spaß. Wahrscheinlich fühlten sich die Bürger, die das alles hatten bezahlen müssen, dadurch gleich viel beschützter und sicherer.

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Hexodus
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Re: Problemorientierte Fantasyliteratur

Beitrag von Hexodus » Di 26. Mai 2015, 20:42

flavius hat geschrieben: Von daher stimme ich dir auch zu und nicht unserem Cheffe. :D
Uuuunglaublich das zu erleben :lol:

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gangart
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Re: Problemorientierte Fantasyliteratur

Beitrag von gangart » Mo 15. Jun 2015, 15:40

nun ja, ob deine suche noch aktuell ist... ich würde dann halt mal vorschlagen, deine nase, liebe judith, in das buch shadowmarch von tad williams zu stecken...
barrick leidet nicht an drogensucht, nicht an trunksucht, er hat ein ganz anderes problem... sein vater hat ihm, man kann sagen im blutrausch, einen arm verstümmelt... vater ist nun in gefangenschaft und barrick hat eine menge fragen... gute charakterstudie eines jungen, der mit einem makel behaftet ist, der ihn mächtig stresst... ;)

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