Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

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minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Sa 10. Nov 2012, 15:48

Hexodus hat geschrieben:Übrigens sehe ich gerade die vielen Fehler in meinem letzten Post. Echt sorry dafür.
Der Post ist im Vergleich zu manchem selbstveröffentlichten Werk geradezu fehlerfrei.
Aber im Ernst: Ein paar der brillantesten Menschen, die mir begegnet sind, sind tatsächlich Legastheniker und machen sehr viel mehr Fehler als Du in Deinem Post. Ich bin froh, dass sie mir trotzdem schreiben.
Hexodus hat geschrieben:Das hat Ninragons Cover nicht geschafft und mir eigentlich visuell von der Lektüre abgeraten.
Geht mir genauso, wobei mir die meisten der von Dir in Deinem Post gezeigten Cover ebenfalls nicht gefallen. Am ehesten kann Bannstreiter noch mein Interesse wecken.

Was am Ninragon-Cover auffällt, ist, dass es von den derzeit vorwiegenden Konventionen im Coverdesign abweicht: Ganzseitiges Bild mit überlagerter Schrift und lediglich der Verlag wird ggfls. durch einen einfarbigen Hintergrund abgesetzt.
Die Einhaltung dieser Konvention hätte dem Ninragon-Cover einen professionelleren Anstrich gegeben. Viele der selbstverlegten Bücher setzen mittlerweile in der Art der Verlagshervorhebung was entsprechendes mit ein und wenn es nur ein schwarz hinterlegter Block mit dem Text eBook ist.
Schon sieht es etwas mehr nach einem Verlagsbuch aus.

Wobei mir die derzeitigen Fantasycover zum Grossteil gar nicht gefallen. Habe mir auf Horus Antwort hin auch mal Michael Lomarck angeschaut, auch das gefällt mir überhaupt nicht.

Egal, ich freue mich auf die bibliophile Schmuckausgabe, die es hoffentlich irgendwann dann mal gibt. :)

@Hexodus: Liest Du jetzt eigentlich aktuell Band2/3?

@TheDude: Wo steckst Du so im Buch?

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » Sa 10. Nov 2012, 16:40

Sehr gut gefallen mir zur Zeit die englischen Cover von Joe Abercrombie, weil sie sowohl den Fantasy-Leser als auch dem allgemeinen Leser ansprechen.
Zuletzt geändert von Horus W. Odenthal am Mo 12. Nov 2012, 20:11, insgesamt 1-mal geändert.

theDude
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von theDude » So 11. Nov 2012, 19:13

@TheDude: Wo steckst Du so im Buch?
Bei ca. 25% im zweiten.
Bevor ich aber darauf eingehe, warte ich noch die Antwort von Hexodus ab. Wär cool, wenn wir zu dritt den zweiten Band anschauen könnten :)

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » Di 13. Nov 2012, 15:55

Zum Thema Joe Abercrombie und Mainstream: http://www.joeabercrombie.com/news/

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Fr 16. Nov 2012, 22:15

Es ist so still geworden...

@Dude: Ok, wenn man im hinteren Drittel des 2. Bandes angekommen ist, kann man das Ganze sowieso nicht mehr beiseite legen. Aber gib doch mal 'nen Wink, wo Du so stehst, dann schmeiss ich vielleicht einfach noch ein paar Ideen in den Raum. Will hier nur nichts spoilern... Oder ist im Moment zuviel anderes los?

@Hexodus: Liest Du gerade Band 2 mit oder noch nicht?

theDude
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von theDude » Fr 16. Nov 2012, 22:50

Momentan bin ich etwas nach der Szene mit den Drillingen. Denke, dass verrät genug, ohne etwas zu verraten^^
Ich warte noch auf Hexo, ein paar Ideen schwirren schon rum ;)

minkey
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » So 25. Nov 2012, 14:07

So, da ich den Eindruck habe, dass Hexodus derzeit nicht mitliest und der 2. Band bei mir noch einige Fragen aufwirft, schmeisse ich jetzt doch einfach mal ein paar Sachen in die Runde:

Mir fallen im 2. Band zwei 3er-Konstellationen auf:

Die 3 Qua-tsunja: Sie scheinen mir erneut das Thema Realität/Illusion aufzugreifen. Sie wirken wie ein schlechtes Abbild von etwas anderem, scheinen ja auch kein eigenes Leben zu haben. Symbolisierung der Fantasy, die lediglich reproduziert? Sie scheinen auch keine ernsthafte Bedrohung für Auric zu sein, sozusagen die typische Fantasygeschichte, bei der der Held in Gefahr gerät, aber zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet ist, er ist der Held, er kann nicht sterben.

Dann die Drillinge: Warum sind es Drilllinge? Es wirkt, als wären die beiden übriggebliebenen eins, während der dritte sich dadurch abgehoben hat, dass er ein Senphore war.

Andere Fragen, die sich mir aufdrängen:

Senphoren: Wofür stehen sie? Sie sind die Kommunikationsmöglichkeit. Sie stehen im Zusammenhang mit der Blockade in Band 1, die gelöst wurde durch die Befreiung eines Wesens. Sie stehen in Band 2 im Zentrum des Geschehens.

Kudai: Kudai nimmt von Anfang an eine besondere Rolle ein. Auric benennt seinen Hund nach Kudai. Einerseits ein Zeichen, das Kudai ihm nah ist, andererseits ist es nicht gerade schmeichelhaft den Hund nach einem Freund zu benennen. Welche Bedeutung hat der einzige Gott Inaim und warum redet ausgerechnet Kudai immer davon, dass Inaim über ihn wacht?

Der Orden des einen Weges: Für was steht der Orden? Welche Rolle spielt Magie, die immer wieder gerne Metaphysik genannt wird? (Philosophen als Magier?)

Dann der 'Schatten'. Diese Figur erinnert mich sehr an Schattenfall, dort habe ich eine ähnliche Figur in Erinnerung.

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Horus W. Odenthal
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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von Horus W. Odenthal » So 25. Nov 2012, 17:06

Der Begriff "Metaphysik" scheint mir der interessanteste Ansatzpunkt für diesen Fragenkomplex zu sein. Der Duden definiert Metaphysik: "philosophische Disziplin od. Lehre, die das hinter der sinnlich erfahrbaren, natüŸrlichen Welt Liegende, die letzten GrŸünde u. ZusammenhŠnge des Seins behandelt" Duden - Das Fremdwöšrterbuch, 8. Aufl. Mannheim 2005 Für denjenigen, der hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt nichts als existent annimmt oder nicht annehen darf, da er sonst den allgemeinen Konsenz verlässt, für den kann Metaphysik nur reine philosophische Spielerei sein. Metaphysik ist aber eigentlich nur das hinter der sinnlichen Welt Befindliche, das, was hinter (oder über) der Physik und ihren Gesetzen steht. verschiedene Figuren in Ninragon verdeutlichen unterschiedliche Standpunkte dazu. Der Gelehrte an der Universität sieht Metaphysik lediglioch als eine theoretische (und irrelevante) Denkdisziplin.Hubbarb scheint dazwischen zu stehen. Er hat Erfahrung mit "Randbereichen" Er zieht in Erwägung, dass Metaphysik eine praktische Komponente haben könnte. Auric später benutzt den Begriff gegenüber den Ninraé. Für ih ist klar, dass es eine real existente Metaphysik gibt, nicht nur als etwas Hypothetisches und dass es auch praktisch angewandte Metaphysik geben kann. Für die Ninraé ist ersteres ganz einfach eine Gegebenheit, die sie ständig mit ihren Sinnen erfassen.
Betrachte ich die Fantasy und ihre Haltung zur Magie, d.h. ihre Obsession mit dem Erfinden von Magiesystemen, erscheint es mit phänomenal, dass gerade die Menschen, die am wenigsten an Metaphysisches glauben am meisten nach der Darstellung (und Erfindung) metaphysischer Vorgänge zu verlangen. "Magiesysteme" finde ich äußerst interessant und bezeichnend. Warum schaffen Schriftsteller Welten, die sich gegenseitig widersprechen? Ist alles Metaphorik? Warum nicht in einem Metaphernsystem bleiben. Das erhöht doch die Möglichkeiten, Wir erweitern dadurch doch ständig die Syntax.
Interessant ist auch, dass in den Senphoren etwas Metaphysisches (so wird es von uns Lesern, die nicht Teil dieser Welt und Gesellschaft sind) ein zentrales Element der idirischen Gesellschaft ist, diese aber Metaphysik nur als etwas von Hypothetischem Interesse ansieht. Telepathie (nennen wir es einmal vereinfachend so) ist kein Beweis für Magie, weil wir es per Definition nicht als Magie begreifen. So bleibt unser Weltbild erhalten.
Begrifflichkeiten und Definitionen sind doch etwas Wunderbares.
–Science Fiction (oder anderes Genre einsetzen) ist Schund. –Aber dieser oder jener Roman sind doch bestimmt kein Schund. Das ist doch ein großartiges Buch. –Dann ist er auch nicht Science Fiction sondern (hohe) LITERATUR.

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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von theDude » So 25. Nov 2012, 23:36

so, soeben den dritten Band beendet.
Du hast in zweierlei Hinsicht recht.
Am Schluss ist man wirklich abgekämpft, als wäre man selber mitgerannt, ich hatte noch nie so ein intensives Leseerlebnis.
Und das Zeug ist schlimmer als jede Droge^^

Ich werf mal ein paar Gedanken dazu. Zur Metaebene müssen wir uns aber gemeinsam durchkämpfen :)
Kudai: Kudai nimmt von Anfang an eine besondere Rolle ein. Auric benennt seinen Hund nach Kudai. Einerseits ein Zeichen, das Kudai ihm nah ist, andererseits ist es nicht gerade schmeichelhaft den Hund nach einem Freund zu benennen. Welche Bedeutung hat der einzige Gott Inaim und warum redet ausgerechnet Kudai immer davon, dass Inaim über ihn wacht?
Kudai zwei lernt Auric genau zu dem Zeitpunkt kennen, als er das Original in der Kinphaurenfestung verloren hat. Der Hund verkörpert einen Teil Kudais, nämlich die beständige Fröhlichkeit, das ständige Grinsen, die Zuversicht und den Optimismus, den Kudai nie verlassen hat. Es findet eine Art Aufspaltung von Kudais Persönlichkeit statt. Während die positiven Eigenschaften in den Hund übergehen, drängt beim Original die Machtgier und der religiöse Wahn in den Vordergrund. Kudai zerbrach, als seine Arme zerschlitzt wurden.
Der Hund bleibt bis zum Ende unschuldig, obwohl er einen Menschenarm mangels besserem Wissen anknabbert.
Vlt. muss man Kudai zusammen mit Nefraku betrachten. Dieser bildet den Gegenpol zu Kudai. In Aurics Wahrnehmung entwickelt er sich vom zwielichtigen Dealer zweifelhafter Loyalität zum treuen Waffengefährten und ist am Ende sogar sein Lebensretter.

Der Orden des einen Weges: Für was steht der Orden? Welche Rolle spielt Magie, die immer wieder gerne Metaphysik genannt wird? (Philosophen als Magier?)
Die Magier des Ordens verwenden Dinge, ohne sie zu verstehen. Sie handeln stumpf. Sie stehlen und versklaven, um zu lernen. Dies hat überhaupt nichts mit Philosophie zu tun, denen Klarheit und Wahrheitsfindung am wichtigsten ist. Mir gefällt die Idee von Horus' vorherigem Post. Bei unserer bisherigen Diskussion hat man gemerkt, wie wichtig Begrifflichkeiten sind, für ihn aber auch allgemein. Hier wird dieser Punkt zum ersten mal stimmig im Buch aufgeführt und später von den Ninrae wieder aufgenommen. Auch hier machts vlt. Sinn, den Orden zusammen mit seinem Gegenpol, der Kutte zu betrachten.
Senphoren: Wofür stehen sie? Sie sind die Kommunikationsmöglichkeit. Sie stehen im Zusammenhang mit der Blockade in Band 1, die gelöst wurde durch die Befreiung eines Wesens. Sie stehen in Band 2 im Zentrum des Geschehens.
In gewisser Hinsicht sind Senphoren Technik. Niemand versteht genau, wie sie "funktionieren", sie ersetzen aber herkömmliche, ineffektive Methoden (Meldereiter) und sorgen für eine Beschleunigung im Militärwesen. Sie werden von traditionellen verlacht (Professor an der Uni), von niemandem verstanden und kapseln sich bewusst von ihrer Umwelt ab.
Mir fallen im 2. Band zwei 3er-Konstellationen auf:

Die 3 Qua-tsunja: Sie scheinen mir erneut das Thema Realität/Illusion aufzugreifen. Sie wirken wie ein schlechtes Abbild von etwas anderem, scheinen ja auch kein eigenes Leben zu haben. Symbolisierung der Fantasy, die lediglich reproduziert? Sie scheinen auch keine ernsthafte Bedrohung für Auric zu sein, sozusagen die typische Fantasygeschichte, bei der der Held in Gefahr gerät, aber zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet ist, er ist der Held, er kann nicht sterben.

Dann die Drillinge: Warum sind es Drilllinge? Es wirkt, als wären die beiden übriggebliebenen eins, während der dritte sich dadurch abgehoben hat, dass er ein Senphore war.
Wieder ein entgegengesetztes Paar. Die Qua-tsunjas sind kalt, unmenschlich, künstlich beseelt und mysteriös, während die Drillinge warm, menschlich und fassbar sind.
Dass Auric nix passieren darf, ist nach den ersten paar Seiten im ersten Band klar. Schliesslich wird ja alles rückblickend erzählt..
Ansonsten fang ich aber mit diesem Gedanken relativ wenig an.


Was den Schatten angeht, hab ich da irgendwas überlesen? Meinst du das Teil, das von seinem Ring ausgeht. Oder den Drachen aus der Vision?

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Re: Leserunde zu "Ninragon" von Horus W. Odenthal

Beitrag von minkey » Mo 26. Nov 2012, 00:03

@dude: Freut mich, dass dir die Trilogie nach den Anlaufschwierigkeiten dann doch gefallen hat. Kannst dann ja jetzt ein bisschen bei Hyperdrive chillen, das ist weniger zermürbend. Wobei ich langsam die auf der Metaebene wiederkehrenden Themen anfange zu erahnen.

@dude + horus: spannende Denkanstösse, die metaphysik sowieso, aber auch die ideen zu kudai und ku zwei. dude, man merkt, das du sehr aufmerksam gelesen hast. Über eure Anregungen muss ich erst mal nachdenken. Eine Frage an Horus: Sind wir eigentlich auf der Metaebene mit dem Thema Literatur/Unterhaltung beschäftigt oder sind wir hier irgendwo zwischen Schopenhauer und sagen wir mal Sartre unterwegs? Bin da nicht gerade firm...

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