Die Chroniken von Eshlon - Flucht aus Venova

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mogturnam
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Die Chroniken von Eshlon - Flucht aus Venova

Beitrag von mogturnam » Fr 7. Okt 2016, 19:31

Hey Leute! Ich bin neu in diesem Forum und habe mich eben erst angemeldet, um hier mein neues und erstes (hoffentlich) ernst zu nehmendes Projekt vorzustellen. Arbeitstitel: "Die Chroniken von Eshlon". Fertig sind zwar erst der Prolog und der Beginn des ersten Kapitels, aber ein wenig feedback jeglicher Form würde mich trotzdem freuen. Updates kommen, sobald es etwas neues gibt.

Prolog

Es war etwa die Mitte des dritten Jahrtausends nach Christus, als die Menschen die damals fast völlig zerstörte und überbevölkerte Erde verließen und nach Eshlon umsiedelten, einem erdähnlichen Planeten in einem weit entfernten Sonnensystem.
Nur knapp 10000 Individuen aller Völker und ethnischen Gruppierungen waren damals in die „leuchtende Welt“, so wurde die neue Heimat der Menschen auch genannt, gebracht worden. Mit sich nahmen sie ausschließlich Technologien, die der neuen Umwelt augenscheinlich nicht schaden konnten. Ein einziges Volk mit einer Regierung wollten sie gründen, in Einklang mit der noch fast gänzlich unerforschten Natur leben und sich vor allem nicht durch den technischen Fortschritt beherrschen lassen. Doch diese Vorsätze wurden schnell vergessen.
So kam es schließlich, dass das Ultranet, ein Nachfolger des Internets, entwickelt und der breiten Masse zugänglich gemacht wurde.
Bereits zu Beginn des 5. Jahrtausends der neuen Zeitrechnung zeichnete sich eine Entwicklung der Menschheit ab, die kein gutes Ende nehmen sollte. Die kulturellen sowie politischen Differenzen der Einwohner Eshlons führten zu einer Aufspaltung der einheitlichen Regierung in verschiedene Völker. Es kam zu kleinen Streitereien, größtenteils um die Territorien der einzelnen Länder, welche nicht selten zum Krieg führten.
Gleichzeitig wurde der technische Fortschritt immer größer, die Vernetzung der Individuen stetig intensiver, gewaltiger. Nach und nach verband das Ultranet sämtliche elektronische Geräte, alles war in einem Netz abrufbar und steuerbar.
Was von den einen als reiner Segen betrachtet wurde, nutzten andere als Waffe. Hacker wurden fast mit dem Ultranet selbst geboren. Mit der Größe des Netzes wuchs auch deren Einfluss auf alle Bereiche des Alltags, die von der Technik bestimmt wurden.
Doch nicht nur das Privatleben jedes einzelnen wurde bedroht, auch die Herrschenden, das Weltgeschehen bestimmenden gerieten nach und nach in Bedrängnis. Während die Geheimorganisationen fast aller Regierungen gegenseitig spionierten und ihre stets mächtiger werdenden Überwachungssysteme für den Krieg höchstselbst einsetzten, bemerkten sie nicht, wie sich im Untergrund Organisationen formierten, die von Informationen jeglicher Art gespeist und gestärkt wurden. Agierten sie zunächst gar nicht oder nur in harmlosem Maße unter tarnenden Identitäten, so beobachteten sie doch permanent das Verhalten der „ganz großen“: Ragenarek, Shtilan oder Tifolor nannten sich die einflussreichsten Lande Eshlons. Und während sie alle um die Macht kämpften, nahm die Terroristengruppe der „leuchtenden Gestade“ Form an. Sie hatten den ursprünglichen Plan ihrer Gründerväter nicht vergessen und waren der festen Überzeugung, ein wirkliches Zusammenleben mit der Natur und als einiges Volk ließe sich nur durch eine Eliminierung jedweder Technik erreichen. Und als der Einfluss der Ultranets seinen Höhepunkt erreichte, nutzten sie ihre Chance und schlugen zu. Schlag um Schlag setzten sie ihre Ziele um. Indem sie bestimmte Teile des Netzes angriffen, beendeten sie zunächst den Krieg, entmachteten die einzelnen Herrscher und ließen letztendlich das gesamte Netz kollabieren. Nichts funktionierte mehr. Weder die Fortbewegungsmittel der technisierten Menschen, noch ihre indirekte Kommunikation oder ganz banale Haushaltsgeräte. Doch die Arbeit der „leuchtenden Gestade“ war noch nicht getan. Die ursprüngliche Bevölkerung Eshlons war im Laufe der Jahrtausende auf etwa 60000 gestiegen und hatte somit noch immer einen bestimmten von anderen Wesen größtenteils unbewohnten Teil des Planeten nie verlassen.
Die „Leuchtenden Gestade“, die durch ihre ersten Anschläge auf das System bereits beträchtlich gewachsen waren, vertrieben die gesamte Bevölkerung aus ihrer alten Heimat und besetzten die Trümmer der alten Städte und Dörfer. So wurde die Menschheit gezwungen, ganz ohne technischen Fortschritt ein neues Leben zu beginnen. Doch nicht alle waren von den Aktionen der Terroristen überrascht worden.
Ein kleiner Teil der Bevölkerung war über mehrere Umwege von der Existenz und den Plänen der Gestade in Kenntnis gesetzt worden. Rechtzeitig gründeten sie abseits der menschlichen Zivilisation inmitten vollkommen verlassener und möglichst unerreichbarer Umgebungen gänzlich von der Umwelt abgeschottete Städte oder Gebiete. Es entstanden Bollwerke der Technik, mitten in der Wüste, im Meer oder im tiefsten Dschungel.
Und während die Einwohner Eshlons sich wieder langsam vermehrten, den Planeten nahezu vollständig besiedelten und Bekanntschaften mit den seltsamsten Geschöpfen, teils jenseits ihrer Vorstellungskraft, machten, lebten einige wenige über Jahrhunderte abseits des Weltgeschehens und stellten ganz eigenständige Zivilisationen dar.
Doch auch ihre Zeit sollte kommen...

Aus den Aufzeichnungen Atolors, Oberster des Alten Rates von Litorai, „Die Chroniken Eshlons“


Kapitel 1

Venova, Jahr 8754 der neuen Zeitrechnung, Jahresende

Urplötzlich schrak Jamaky aus einem unruhigen Schlaf auf. Die nicht abgedunkelten kreisrunden Fenster seines Zimmers ließen kein Licht in den kleinen Raum fallen, es musste mitten in der Nacht sein. Es kam nicht oft vor, dass der kleine schwarzhaarige Junge sich aufwecken ließ, geschweige denn einen instabilen Schlaf hatte. Ein Vorsehung hatte sich in seinen Traum geschlichen, eine unbegründete undefinierbare Angst von seinem Unterbewusstsein Besitz ergriffen.
Mit einer kurzen wellenförmigen Bewegung der Finger seiner linken Hand ließ Jamaky das Licht anspringen. Er setzte sich auf und blickte sich um. Alles schien normal zu sein. Sämtliche vollkommen weiße Möbel standen an ihrem vorgesehenen Platz in dem sechseckigen Zimmer, sein Bett lehnte wie gewöhnlich an der hinteren Wand, den 3 Fenstern genau gegenüber, die Tür zu seiner rechten war verschlossen. Sie glitt nach oben, sobald er oder ein befugter – eigentlich nur seine Eltern - es wollten. Etwas sagte ihm, dass es im Moment keine gute Idee wäre, ihr genau dies zu befehlen und in den Flur zu treten. Er lauschte angestrengt... und vernahm leise Stimmen. Es gelang ihm nicht sie zu identifizieren, nicht einmal die Sprache kannte er – sofern er überhaupt ein paar Wörter heraushören konnte. Hastig griff er nach einem Armband auf seinem Nachttisch, der aufgrund der Form seines Zimmers schräg neben dem Bett an der Wand angebracht war und streifte es um seinen rechten Arm. Ein kleines Display fuhr schnell aus der rechteckigen Schnalle auf der oberen Seite des Bands hervor und leuchtete auf. Geschickt tippte er einige kurze Anweisungen ein, während aufstand und in die Mitte des Zimmers trat, um den Kleiderschrank aus dem Boden hervor fahren zu lassen. Bemüht keine unnötigen Geräusche zu verursachen zog er sich um, als er eine leise verschlafene Stimme durch die winzigen Kopfhörer in beiden Ohren vernahm.
„Jamaky? Was... was ist los? Es ist stockfinster, wir haben´s höchstens 3 Uhr, warum...“ „Alisa! Irgendwas stimmt nicht.“ unterbrach Jamaky das Mädchen flüsternd. „Jemand fremdes ist in unserem Haus.“
„Jamy... Dein Vater ist eine wichtige Persönlichkeit. Immerhin kümmert er sich um die Sicherheit unserer Stadt. Gut möglich, dass er auch mal nachts... verdammt, es ist finsterste Nacht, warum weckst du mich?“, warf Alisa merklich aufgebracht und verwirrt ein.
„Nein, das ist keiner der Sicherheitsbeauftragten oder ein Berater des Präsidenten. Sie sprechen nicht unsere Sprache, verstehst du? Das sind... welche von draußen! Sie stammen auf keinen Fall aus Venova.“
„Was meinst du, „welche von draußen“? Jamy, das ist unmöglich!“
„Ich schwöre es, Alisa! Irgendwas stimmt ganz gewaltig nicht, ich konnte es spüren, gestern schon. Und jetzt sind diese fremden hier eingebrochen... Ich muss hier raus.“
Die unbekannten Stimmen wurden derweil lauter, einem leisen Poltern nach schienen die Fremden nicht gerade auf Unauffälligkeit bedacht die Treppen nach oben zu nehmen – genau auf Jamaky's Schlafgemach zu.
Dieser streifte schnell eine Jacke mit ungewöhnlich dicken Ärmeln über, schloss den Reißverschluss, woraufhin sich der Stoff fest um seine Arme spannte und breitete diese gleich einem Vogel aus. 2 kräftige Flügel fuhren aus den Ärmeln hervor und rasteten an dafür vorgesehenen Stellen oberhalb seiner Taille ein. Mit einer hastigen Wischbewegung befahl er dem linken der 3 Fenster, sich nach oben zu öffnen, nahm Anlauf und sprang heraus. Genau in diesem Moment hörte er hinter sich einen dumpfen Stoß, vermutlich gegen die Tür seines Zimmers, gefolgt von einem wütend ausgestoßenen Fluch. Die Einbrecher hatten den Jungen knapp verpasst.
„Alisa? Bist du noch da? Öffne dein Fenster, ich komme zu dir.“
„Verdammt, Jamaky, was ist los? Fliegst du etwa rüber? Du kannst dich nicht einfach nachts aus dem 4. Stock stürzen! Was sollen unsere Eltern denken? Wir müssen...“ „Alisa! Sie wollten mich holen! Die Fremden sind in mein Zimmer eingebrochen! Ich musste fliehen. Und jetzt öffne dein Fenster, sonst knall ich noch dagegen!“
Geschickt und vollkommen lautlos glitt Jamaky zwischen den Hochhäusern der Stadt hindurch. Tief unter ihm lag nicht etwa ein normales Straßennetz, Venova's Gebäude waren direkt auf dem Wasser erbaut. Unzählige kleine Inseln lagen mitten im Meer, verbunden durch tausende kurze Brücken oder, bei zusammengehörigen Gebäudekomplexen, röhrenartige Verbindungen der höher gelegenen Stockwerke.
Vorsichtig drehte Jamaky die noch immer weit ausgebreiteten Arme leicht nach hinten und gewann so an Höhe. Ein leises Zischen von der Unterseite der mächtigen Flügel zeugte davon, dass es sich um einen elektronisch unterstützten Vorgang handelte. Energie gewann das System durch winzige, nahezu unsichtbare Turbinen auf der Oberfläche der Flügel.
Langsam näherte sich der Junge dem Haus seiner Freundin, deren Zimmer er durch das darin brennende Licht erkannte. Das Fenster war noch immer verschlossen. „Alisa, jetzt! Ich bin gleich da!“ „Verdammter Chaot...“ hörte er sie leise fluchen. Das ebenfalls runde leuchtende Fenster lag etwas unter Jamaky's Flughöhe. Er legte die Arme leicht an, woraufhin er beschleunigte und sich senkte und hielt direkt auf das Glas zu. Gerade rechtzeitig glitt dieses nach oben und ließ ihn direkt in Alisas Arme fliegen. Völlig überrumpelt stürzte sie zu Boden und zog ihn mit sich. Die beiden versuchten sich abzurollen, rutschten dabei allerdings gegen das Bett. Sofort sprang Jamaky auf, Alisa saß mit vor Schock geweiteten Augen an ihr Bett gelehnt und starrte ins leere.
„Was zum gesegneten Craterius...“ setzte sie langsam an, wandte sich zu ihm um und verstummte, als sie sah, wie angespannt er war.
„Es ist geschehen, sie sind hier. Alisa, sie sind in Venova! Meine Visionen sind wahr geworden, sie wollen uns holen. Und alles andere werden sie zerstören!“
„Hey, ganz ruhig mein Kleiner!“. Ein kurzes Grinsen huschte über die mit Sommersprossen überzogenen Züge des blonden, kurzhaarigen Mädchens. Stets zog die 17-jährige ihren besten Freund damit auf, ein Jahr älter und ein paar Zentimeter größer zu sein als er. „Bis jetzt haben sich deine „Visionen“ noch nie als wahr erwiesen, warum also ausgerechnet heute... nacht?“ Das letzte Wort betonte sie etwas und blickte Jamaky dabei spielerisch böse an. Dieser aber hatte sich noch immer nicht beruhigt. Eindringlich redete er auf sie ein.
„Ich mein´s ernst! ich habe heute Nacht so intensiv geträumt wie noch nie! Und es wurde wirklich eingebrochen, ich konnte ihnen gerade so entkommen.“
Nun schien Alisa ein wenig besorgt. „Was genau hast du geträumt?“ fragte sie vorsichtig.
„Fremde sind bei uns beiden eingebrochen und haben uns verschleppt. Drei Männer haben uns auf ein Boot gebracht, sind losgefahren und wir haben Venova hinter uns einstürzen sehen. Dann bin ich aufgewacht und den Rest kennst du. Sie werden hierher kommen, Alisa! Wir müssen verschwinden!“
Langsam setzte sie sich auf. In Wirklichkeit wusste sie um die besondere Gabe Jamakys, seine Vorsehungen entsprachen nahezu immer der Wahrheit, nur waren sie noch nie von wirklicher Relevanz gewesen.
„Aber warum ausgerechnet wir beide?“ Sie war sichtlich besorgt.
„Vielleicht haben sie es auf unsere besonderen... Fähigkeiten abgesehen.“ antwortete er nachdenklich. „Eins steht fest: Wenn wir noch weiter darüber nachdenken, können wir sie auch persönlich fragen.“ Auffordernd schaute er sie an. Spontan entschied sie, ihm zu vertrauen. „Einverstanden, wir fliehen. Aber -“ Ein dumpfes Krachen gegen die Tür unterbrach ihren Einwand. „Was ist mit unseren Familien? Was geschieht mit unseren Eltern?“ schoss es ihr durch den Kopf, während sie hektisch herumwirbelte, um nach ihrer Jacke zu greifen. Doch Jamaky hatte mitgedacht, hielt sie bereits in der Hand und warf sie ihr zu. Erneut krachte es gegen die Tür. Schnell zog sie die Jacke zu und breitete die Arme aus, als die Tür schließlich nachgab.

cut

Wie gesagt, jede Form der Rückmeldung würde mch sehr freuen! :)

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