I see a dark sail...

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AlesPickar
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I see a dark sail...

Beitrag von AlesPickar » Fr 11. Apr 2014, 09:27

Guten Tag,
ich bin ein Autor, dessen Schwerpunkt und Faszination stets dem Fantastischen galt, bis hin zurück zu jenen Tagen, als ich mit der Taschenlampe gewappnet die Bücher von Jules Verne, HG Wells las, die schon bald den Werken von B&A Strugatzki und Robert Silverberg wichen.

Ich habe in gewisser Weise schon immer geschrieben. Mit acht fing ich den ersten Roman an, der ganze 30 Seiten lang wurde und zum Glück der Nachwelt nicht erhalten blieb. Dies waren die 70er und der Text war mit Schreibmaschine geschrieben und handelte von einem Wildhüter in der Serengeti, der sich mit einer Schar Söldner umgibt und den Jägern einen tödlichen Krieg ansagt. Infantil, doch bereits die Thematik des Öko-Terrorismus vorwegnehmend. Immerhin heftete ich die Seiten mit Hilfe von Heftklammern zusammen und versah sie so mit einer gezeichneten Titelseite (man stelle sich vor: Savanna, Giraffen, Elefanten, Jeep, Männer in Khaki, Kalaschnikows), um meinen Lieblingsgroschenromanen näher zu sein. Eine frühe Intuition von Independent Writing und einer Existenz als Maverick-Autor?

Doch dies sind nicht die Bekenntnisse eines Wonderboys. Es sollte 25 Jahre dauern, bis ich etwas Lesbares schreiben würde und 35 Jahren dauern, bis ich Belletristik publizierte. Wenn ich den Weg, der hinter mir liegt, betrachte - so sehe ich doch weniger eine natur- oder gar gottgegebene Straße, die zu beschreiten mir offen stand, sondern viel mehr einen mühsamen Tunnel, zu dessen Ausgrabung ich einen Teelöffel aus Aluminium besaß. Ich denke bis heute, dass für einen Autor die erste halbe Million Worte für die Mülltonne bestimmt sein sollte. Ray Bradbury sagte einmal: Alle Künste, die kleinen wie die großen, sind die Beseitigung von überflüssiger Bewegung zugunsten der präzisen Aussage. Daran arbeite ich immer noch.

Ich war stets von großen Formaten und der Erschaffung ganzer Welten fasziniert. Kurzgeschichten reizten mich nie. Didaktisch schuf das ein Problem, da diese klassische Treppenstufe des literarischen Wachstums (die gerade in SciFi und Fantasy relevante "short story") von mir zumeist ignoriert wurde. Das schuf strukturelle Probleme. Aber da gilt es einfach nur die Zähne zusammenzubeissen und zu überarbeiten, bis man vom eigenen Stoff tief angewidert ist. Ohnehin sah ich mich nie als einen subtilen Sprach-Stuckateur, sondern gleiche mehr einem textlichen Betonmischer. Doch wer große Leinwände schätzt, wird möglicherweise nicht enttäuscht sein.

Ich fing 1998 an "In den Spiegeln" zu schreiben. Damals hatte ich keine echten Absichten Schriftsteller zu werden. Es entsprang mehr der Frustration darüber, dass meine sonstigen kreativen Ausflüge stets Teamwork (aka "andere Menschen") voraussetzten und ich schnell das Gefühl hatte, alles immer nur allein zu stemmen. Ich war auf der Suche nach einer produktiven Leinwand, die gänzlich ohne weiterer Beteiligung auskam, ohne dass ich nun Bildhauer werden musste! Ich hatte keine Ahnung, was und warum ich da tat und wohin es führen sollte. Doch gibt es einen größeren Anreiz für Kunst, als das einmalige Gefühl der Terra incognita? Hic sunt dracones!

"In den Spiegeln" ist ein Fortsetzungsroman, der bisher fünf Bände erlebte und auch eine Nominierung für den dpp nach sich zog. Doch nach zwölf Jahren brauchte ich eine Pause vom "angelodaemonischen Krieg" und der Orgie aus Pop-Art- und Kultbuch-Referenzen. Ich wollte etwas gänzlich anderes schreiben. Ich mochte immer den Pathos großer Fantasy-Epen und die Klarheit zwischenmenschlicher Beziehungen darin (sozusagen fern der "realpolitischen Relativierung" unseres Alltags), doch ich hatte kein Interesse, mich mit Drachen, Vampiren und Elfen zu beschäftigen. Was bleibt nur übrig, wenn man alles übersinnliche und märchenhafte abstreift, und nur die raue, feudale "Attitude" beibehält? Das versuche ich seit zwei Jahren herauszufinden, durch die Arbeit an "Kalion", dessen erste 700 Seiten nun fertig sind.

Ansonsten neige ich dazu, mich tief in meine Projekte zu vertiefen, ohne die geringste Rücksicht auf "Public Relation" (was immer das in diesem Kontext auch bedeuten mag). Doch zum Glück gibt viele weisere Geister um mich herum, die ab und zu ihren Zeigefinger zwischen meine Schulterblätter stoßen und mich unmissverständlich auffordern, etwas mehr um meine Persona zu tun. Doch ich möchte nicht in unzähligen Foren registriert sein. Eine Diva ist deshalb so begehrt, weil sie nur auf wenige Partys geht und wenn, dann stets zu spät eintrifft. Somit habe ich eine ganze Weile gesucht und verglichen - und mich schließlich hier eingefunden.

minkey
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von minkey » Fr 11. Apr 2014, 16:48

Eine gute Wahl und herzlich willkommen.

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Shining
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von Shining » Fr 11. Apr 2014, 18:28

das nenne ich mal First Contact! :D

Vielen Dank und willkommen im Forum.
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(Ich)

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sachmet
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von sachmet » Di 15. Apr 2014, 07:02

ist das das da ?

In den Spiegeln" ist eine ironische, unterhaltsame und zugleich mysteriöse Geschichte über die Erlebnisse des jungen Jan-Marek Kámen. Der Sohn böhmischer Einwanderer lebt arbeitslos und zumeist bekifft in einer kleinen schäbigen Wohnungen in München. Er wird von obskuren Alpträumen geplagt und sein einziger Besitz ist eine umfangreiche Comicsammlung. Als er in ein Mietshaus im Westend umzieht, lernt er Manzio kennen, den anderen schrägen Charakter im Haus. Die beiden freunden sich schnell an, denn sie verbindet nicht nur die Passion für Cannabis sondern auch ein zynischer, abweisender Blick auf ihre Väter und die Welt, in die sie sich unfreiwillig geworfen fühlen. Mit der Zeit erwecken der seltsame Hausmeister und seine chinesische Ehefrau das Interesse der beiden jungen Männer. Durch sie entdecken die beiden Freunde im Keller des Mietshauses ein unbegreifliches Geheimnis

Hört sich auf jeden Fall mal anders an :)
am Ende wird alles gut. Und wenn nicht alles gut ist..dann ist es auch nicht das Ende

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AlesPickar
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von AlesPickar » Di 15. Apr 2014, 11:59

Danke für den herzlichen Empfang.

>ist das das da ?
@sachmet

Ich bestreite wie stets alle autobiographischen Ähnlichkeiten. :-)

HG
A.P.

minkey
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von minkey » Di 15. Apr 2014, 12:45

Ich habe mir den ersten Band mal runtergeladen. Mal sehen, wann es drankommt...

Erstaunlich wie unterschiedlich die Rezensionen bei Amazon und Beam sind.
Ich habe bei Amazon ja den Eindruck, dass Selbstveröffentlichtes ab einer gewissen literarischen Qualität häufig in den Rezensionen (oder auch 'Rezessionen') abgestraft wird. Ist das bei Beam anders?

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AlesPickar
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von AlesPickar » Di 15. Apr 2014, 14:18

Das ist eine gute Frage, wobei ich da keine rechte Antwort weiß. Ich denke eher, dass die Rezensionen bei Amazon einfach zu wenige sind. Wenn irgendwo nur drei Rezensionen stehen, dann ist es statistisch nicht so aussagekräftig, weil jede weitere den Gesamtschnitt stark nach unten oder oben ziehen kann. Bei Beam sind es recht viele Rezensionen, was dann mehr aussagt.

Ich bezweifle, dass ich jemals etwas schreiben könnte, das mir ausschließlich positive Echos einbringen würde. Es gibt Leute, die wirklich sehr aggressiv und ablehnend auf "In den Spiegeln" reagiert haben. Das stört mich aber nicht unbedingt. "Ganz nett"-Urteile wären deutlich problematischer. Denn lauwarm wollte ich nie sein. Aber im Gesamten überwiegen doch die positiven Meinungen. Und das hilft ungemein, wenn es darum geht, weiterzumachen. Insbesondere in der Fantasy-Szene, wo eine Leserin oder ein Leser in ca 3 Tagen ein ganzes Buch auslesen - an dem ich zuvor 6 Monate gesessen habe. :-)

minkey
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von minkey » Di 15. Apr 2014, 14:46

AlesPickar hat geschrieben:Ich bezweifle, dass ich jemals etwas schreiben könnte, das mir ausschließlich positive Echos einbringen würde.
Nach meiner Beobachtung bekommen Bücher, die ich gut finde, zumindest bei Amazon immer auch 1-Stern-Rezensionen. Zum Teil auch recht viele.
Bücher, die ich schlecht finde, landen hingegen selten unter 3-Sternen.

Ich sollte also wohl mal in die Spiegel schauen. Vielleicht passt es.

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sachmet
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Re: I see a dark sail...

Beitrag von sachmet » Mi 16. Apr 2014, 09:43

man sollte sich auch stets bemühen, den leser herauszufordern. Es allen recht machen kann man eh nie. Und ich lese eher ein ausgefallenes und andersartiges Buch als ewig diese Vampirschlampenromane, bei denen mein Hirn eh nur abschalten würde. Wenn über einen diskutiert wird, heißt es doch, man ist interessant und bleibt im Gespräch. Also bitte bloß kein Mainstream
am Ende wird alles gut. Und wenn nicht alles gut ist..dann ist es auch nicht das Ende

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Re: I see a dark sail...

Beitrag von minkey » Di 6. Mai 2014, 09:26

Ich stecke derzeit im 2.Band:
Großartig erzählt.
Ein Buch, das offensichtlich nicht für 'den Markt' geschrieben wurde, das spürt man bei jedem Satz.
AlesPickar hat geschrieben:Es gibt Leute, die wirklich sehr aggressiv und ablehnend auf "In den Spiegeln" reagiert haben. Das stört mich aber nicht unbedingt. "Ganz nett"-Urteile wären deutlich problematischer. Denn lauwarm wollte ich nie sein.
Ich stelle zunehmend fest, dass Bücher ab einer gewissen Qualität auch aggressive Ablehnungen nach sich ziehen. Es scheint in der Natur der Sache zu liegen.
Jedenfalls: Den ersten Teil des 1. Bandes fand ich tatsächlich im 1. Durchlauf tendenziell etwas zäh (was auch ein bisschen daran liegt, dass ich mich bereits durch so viele schlechte Indie-Bücher gelesen habe, dass ich bei Indie-Büchern noch mehr ein Vertrauen zum Autor/Buch aufbauen muss, als das bei - womöglich hochgelobten - Verlagsbüchern der Fall ist. Obwohl mich in diesem Fall der Stil von Anfang an gefangen hatte.) in der Retrospektive passt auch dieser Teil gut.

Ich bin gespannt, wie es weiter geht...

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